Neues Umspannwerk in Gummering – In Niederviehbach entsteht ein Pilotprojekt zur Einspeisung erneuerbarer EnergienNeues Umspannwerk in Gummering –
Plug and Play: Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Dr. Egon Westphal (links) und LEW-Vorstand Christian Barr (rechts) haben Staatsminister Hubert Aiwanger die sogenannte Einspeisesteckdose vorgestellt.
Die Errichtung eines Umspannwerks am Wasserkraftwerk an der Isar in Gummering stand auf der Tagesordnung bei den Bauanträgen im Gemeinderat. Auf den ersten Blick, eine unspektakuläre Angelegenheit am Kraftwerk. Bei diesem Umspannwerk oder auch Einspeisesteckdose genannt, handelt es sich aber um ein millionenschweres Pilotprojekt zur Einspeisung erneuerbarer Energien in das Stromnetz. Die Bayernwerk Netz plant in Niederviehbach nämlich den Bau der ersten Einspeisesteckdose im eigenen Netzgebiet. Die gemeinsame Projektidee mit der Schwestergesellschaft LEW Verteilnetz (LVN) soll den Ausbau Erneuerbarer Energien fördern, den Austausch mit den örtlichen Partnern und benachbarten Kommunen vertiefen und den schnellen Netzanschluss neuer dezentraler Erzeugungsanlagen sicherstellen. Mit dem Projekt geht die Bayernwerk Netz einen neuen Weg, indem die zusätzlichen Netzkapazitäten den erwarteten Ausbau von PV- und Windkraftanlagen vorausschauend berücksichtigen sollen. Die Bayernwerk Netz hat zusammen mit dem örtlichen Stromversorger ÜZW Netz den Landräten aus Dingolfing-Landau und Landshut sowie örtlichen Bürgermeistern bei einem Informationsgespräch eine Idee vorgestellt, wie in gemeinsamer Verantwortung die Energiewende vor Ort umgesetzt werden kann. Erstmals soll ein Umspannwerk als sogenannte Einspeisesteckdose entstehen, um den weiteren Zubau und den schnelleren Anschluss dezentraler Erzeugungsanlagen zu ermöglichen. Die zusätzliche Verknüpfung mit dem bestehenden Hochspannungsnetz soll dazu dienen, in dem Gebiet erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien aus der Mittelspannungsebene aufzunehmen und über das vorgelagerte Hochspannungsnetz zu verteilen. Da der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region weiter stark ansteigen wird, ist der Bau des Umspannwerks ein wichtiger Baustein, um die Netzinfrastruktur zwischen Landshut und Dingolfing perspektivisch gut aufzustellen und Engpässen vorzubeugen.
Aktive Gestalter der Energiewende
Das Umspannwerk mit einer Größe von rund 3 000 Quadratmetern und einer Bauzeit von rund sechs Monaten ist ein erster Pilotversuch. „Der Grundgedanke der Einspeisesteckdose ist es, proaktiv die Energiewende zu gestalten. Beim Ausbau des Stromnetzes warten wir nicht mehr wie bisher reaktiv auf Kapazitätsanfragen neuer Anlagen zur erneuerbaren Stromerzeugung. Sondern wir stellen vorausschauend zusätzliche Kapazitäten bereit, auf die sich Planer großer Erzeugungsanlagen bewerben können“, erklärte Projektleiter Alexander Jäger. Ziel ist neben der Verschlankung der notwendigen Prozesse auch eine zeitliche und räumliche Bündelung neuer Anlagen, um die Umsetzung zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die Bayernwerk Netz investiert mit der Einspeisesteckdose rund vier Millionen Euro zur rechtzeitigen Stärkung des Stromnetzes und leistet einen Beitrag zum schnellen und kosteneffizienten Umbau des Energiesystems in der Region.
Das Wirtschaftsministerium ist eingebunden
Die Energieunternehmen haben das Pilotprojekt der sogenannten Einspeisesteckdose im bereits auch Staatsminister Hubert Aiwanger in München vorgestellt. Bisher sehen die gesetzlichen Regelungen vor, dass die Netzverträglichkeit jeder neuen Erzeugungsanlage einzeln geprüft wird und als Ergebnis der Berechnungen ein individueller Netzverknüpfungspunkt entsteht. Diese Einzelfallbetrachtungen sind bei der hohen Zahl an Anschlussanfragen zeitaufwändig und können zu langen und damit teureren Anschlusswegen führen. Deshalb gehen Bayernwerk Netz und LVN mit der Einspeisesteckdose einen neuen Weg, den Vorstandsvorsitzender Dr. Egon Leo Westphal von der Bayernwerk AG und LEW-Vorstand Christian Barr dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger präsentierten. Beim zentralen Anschluss wie bei einer Steckdose wird zusätzliche Trafoleistung im Netz an einem Ort bereitgestellt. Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: „Mit dem Projekt Einspeisesteckdosen schaffen wir Planungssicherheit für Investoren, die Erneuerbare-Energie-Anlagen bauen wollen. Ich freue mich sehr über die Initiative der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netz und LVN. Die zusätzlichen Umspannwerke schaffen Abhilfe bei teuren Anschlusswegen und langen Wartezeiten für den Netzanschluss. Der Ausbau kann nur funktionieren, wenn auch die Kapazitäten bei den Einspeisepunkten ausreichend und regional zur Verfügung stehen. Das wird jetzt angepackt.“ Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG: „Die Anlagen für erneuerbaren Strom müssen dorthin, wo die Netze sind. Nicht umgekehrt. Mit der Einspeisesteckdose haben wir eine schnelle, wirkungsvolle Lösung entwickelt. So stellen wir proaktiv zusätzliche Kapazitäten bereit. Dort können sich, regional gebündelt, Erneuerbare-Energie-Anlagen anschließen und einspeisen – das ist Energiewende ‚Plug and Play‘. Die Energiewende ist wie ein Buch mit 100 Kapiteln, aus dem aber meist nur das erste Kapitel ‚Erneuerbare Energie‘ und das letzte Kapitel ‚Klimaneutralität‘ gelesen werden. In den Kapiteln dazwischen steht aber, was die Transformation des gesamten Energiesystems bedeutet und was wir tun müssen, um zum Ziel zu kommen.“ Umspannwerke sind leistungsstarke Einspeisepunkte im Netz. Transformatoren wandeln dort Strom zwischen den verschiedenen Spannungsebenen um. Die leistungsstarken Transformatoren schaffen eine direkte Verbindung vom örtlichen Mittelspannungsnetz zum bestehenden Hochspannungsnetz, so dass noch mehr regional erzeugter grüner Strom in einer Region aufgenommen und im gesamten Stromnetzverbund verteilt und transportiert werden kann.
Pilotprojekte in enger Abstimmung mit Kommunen
Die beiden Standorte für die Einspeisesteckdosen haben Bayernwerk Netz und LVN nach den bestehenden Kapazitäten im Verteilnetz sowie dem vor Ort zu erwartenden Ausbaupotenzial erneuerbarer Energien ausgewählt. Bayernwerk Netz und LVN stimmen sich bei dem Vorhaben mit den Kommunen vor Ort ab und stehen als Berater zur Verfügung. Nur auf den von den Kommunen hierfür vorgesehenen Flächen können Projektentwickler ihre Anlagen planen.
Projektentwickler können sich ab Januar 2025 bewerben
Mit der offiziellen Vorstellung des Projekts im Wirtschaftsministerium wurde die Projektwebseite der Einspeisesteckdose online gestellt: www.bayernwerk-netz.de/einspeisesteckdose. Sie enthält alle wichtigen Informationen für Projektentwickler, die sich ab Januar mit ihren Anlagen auf die Kapazitäten bewerben möchten. Sie haben mehrere Monate Zeit, ihre Anlagenkonzepte vorzubereiten. Im Januar 2025 schaltet die Bayernwerk Netz das Bewerbungsportal für die Einspeisesteckdose frei. Dabei fördert man innovative Anlagen- und Anschlusskonzepte. Deshalb ist die Bewerbungsphase zweigeteilt: Zunächst gibt es eine „Early-Bird“-Phase, in der sich nur besonders innovative Projekte bewerben können. Sofern noch Kapazitäten verfügbar sind, wird in einem zweiten Schritt die Plattform auch für alle Projekte geöffnet. Insgesamt wird das Bewerbungsportal vier Wochen lang geöffnet sein.